Fraktal by Hannu Rajaniemi

Fraktal by Hannu Rajaniemi

Autor:Hannu Rajaniemi [Rajaniemi, Hannu]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Science Fiction
ISBN: 9783492961677
Herausgeber: Piper
veröffentlicht: 2013-01-20T23:00:00+00:00


15 Der Dieb und die Sauna

Einen Tag bevor sich der Dieb auf den Weg zur Erde macht, bereitet Mieli eine oortische Mahlzeit zu. Er ist guter Dinge, hält lange Vorträge und strahlt sie an. Doch hin und wieder entdeckt sie aus dem Augenwinkel etwas anderes in seinem Gesicht. Dann wird sein Blick grausam.

Siehst du?, flüstert die Pellegrini. Sie ist bei den Vorbereitungen die ganze Zeit dabei und lässt Mieli nicht aus den Augen. Hab Vertrauen, am Ende wird alles gut.

Mieli deckt weiter den Tisch, ohne auf die Göttin zu achten. Spinneneier in essbaren Netzen. Geschälte Pumpenbaumfrüchte. Trinkkolben. Sie hat bereits begonnen, die Sauna aufzuheizen.

»Du treibst sehr viel Aufwand«, bemerkt der Dieb. »Könnten wir die Zeit nicht besser nutzen, vielleicht, um uns darauf einzustimmen, dass wir in den bestbewachten Planeten des Systems eindringen wollen?«

»Das tun wir doch gerade«, sagt Mieli. »Die Erde ist ein finsterer Ort, ein Ort der Qualen. Wir müssen uns reinigen.«

»Das lässt sich sicherlich machen. Ich werde eine innere Reinigung vornehmen.« Er nimmt einen Schluck aus einem Trinkkolben und verzieht das Gesicht. Mieli reißt ihm den Kolben aus der Hand.«

»Das schmeckt wie Teer«, beklagt sich der Dieb.

»Auf den Geschmack kommt es nicht an. Es gilt, die Toten zu ehren. Und das Essen gibt es erst nach der Sauna, also reiß dich zusammen.«

Der Dieb sieht sie an. »Ich weiß nicht, was es mit den Toten auf sich hat, aber irgendwie freue ich mich darauf. Es ist schön, dass wir endlich einer Meinung sind.«

Mieli schweigt. Sie sieht die Pellegrini lächeln und schließt die Augen. Das Gesicht der Göttin verschwindet jedoch nicht.

»Lass uns in die Sauna gehen«, sagt sie.

Die Sauna ist in einem von Perhonens Speichermodulen untergebracht. In all den Jahren im Dienst der Pellegrini hat Mieli sie nur wenige Male benutzt: Das Heimweh wird dort zu stark. Aber für eine gründliche Reinigung ist sie der einzige Ort, und so hat das Schiff sie für diesen Anlass wieder aufgebaut.

Der winzige Raum ist kugelförmig und besteht aus Holz. Im Zentrum hängt, gehalten von einer halb durchlässigen Membran und Väki-Fäden, eine große Wasserblase wie ein Regentropfen in einem riesigen Spinnennetz. Aus kleinen Feuerbecken nimmt man mit einer Zange heiße Steine und wirft sie in die Blase. Dampf zischt auf. Die Steine werden in der Blase umhergeschleudert und bringen sie zum Tanzen, als wäre sie lebendig.

Perhonen hat das Modul an den Wohnbereich des Schiffes angedockt, und die hölzerne Klappe wirkt einladend. Der Dieb betrachtet sie mit Misstrauen.

»Wie läuft das nun ab?«, fragt er.

»Zieh dich aus«, verlangt Mieli.

Er zögert. »Sofort?«

»Nun mach schon.«

Er holt scharf Luft, wendet sich ab und nestelt an seiner Jacke und seiner Hose. »Kriege ich kein Handtuch«, fragt er. Aber Mieli hat bereits ihre Toga fallen lassen und steht im warmen Strom des Löyly.

Der Dieb folgt ihr zögernd. Seine Augen huschen kurz über ihren Körper, dann schwebt er auf die andere Seite der Sauna-Blase, schiebt die Füße in die Holzbügel und lässt sich auf dem Sitz nieder. Die Luke auf dieser Seite geht ins All. Sie hat ein Glasfenster, und im Schein der Sterne und der glühenden Kiuas-Steine wirkt das Gesicht des Diebes sehr jung.



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